Zunahme von Menschenhandels-Opfern in der Schweiz

9. Aug 2024

Im Vergleich zum Vorjahr konnten mehr Opfer von Menschenhandel in der Schweiz identifiziert werden, so die Plateforme Traite. Auch sei eine Zunahme an Opfern aus Arbeitsausbeutung festzustellen.

Zusammengerechnet seien 2023 mit 197 neuen und den davor identifizierten Personen insgesamt 488 Opfer von Menschenhandel von den Mitgliedsorganisationen der Plateforme Traite begleitet und beraten worden, so die Organisation in einer Medienmitteilung. Der Anstieg der Fälle bestätige, dass Menschenhandel in der Schweiz eine Realität darstelle.

Bei der grossen Mehrheit der aufgedeckten Fälle handelt es sich laut Mitteilung um Frauen (75.5%). Die Tendenz der letzten Jahre, dass Männer mit 23% der Opferzahlen keine Randerscheinung seien, bestätige sich jedoch erneut. Der Anstieg von männlichen Opfern erkläre sich vor allem damit, dass die Sensibilisierung bezüglich Menschenhandel und die entsprechenden Kontrollen sich zusehends von der Sexarbeit hin zu Arbeitssektoren verlagert habe, die männlich dominiert seien.

2023 kamen die Opfer gemäss Mitteilung aus 55 verschiedenen Ländern. Die häufigsten Herkunftsländer der neu identifizierten Opfer waren 2023 demnach Ungarn, Demokratische Republik Kongo, Kamerun und Somalia.

Immer häufiger finde eine Ausbeutung der Arbeitskraft statt, so die Mitteilung. Von allen neu identifizierten Opfern waren es demnach 2021 33%, 2022 44% und 2023 47%. Diese Zahlen beinhalteten auch Opfer, die zu illegalen Handlungen wie Diebstahl oder Drogenschmuggel gezwungen würden.

Oft seien es gar die Opfer, die strafrechtlich verfolgt und wegen illegalem Aufenthalt und fehlender Arbeitserlaubnis des Landes verwiesen würden. Nötig sei eine konsequentere Anerkennung der Opfer von Arbeitsausbeutung als Opfer von Menschenhandel sowie die Nichtbestrafung von Straftaten, die im Zusammenhang mit Ausbeutung begangen worden seien.

Da die Zahl der identifizierten Opfer von Menschenhandel gestiegen sei, seien Schutzmassnahmen nötig, die zwischen der Kantons- und Bundesebene koordiniert und angemessen finanziert seien. Dies sei unerlässlich, um den Zugang zu Schutz und Rechten für Opfer im ganzen Land zu ermöglichen.