Kritischere Sicht auf Neutralität durch Ukraine-Krieg

15. Jul 2022

Sicherheitspolitische Kooperationen mit der NATO oder der EU werden beliebter, und die Verteidigungsfähigkeit soll gestärkt werden: der Ukraine-Krieg verändert den Blick der Schweizerinnen und Schweizer auf die Zukunft.

Schweizerinnen und Schweizer blicken pessimistischer in die Zukunft als noch im Januar 2022, so der die Gruppe Verteidigung des Bundes in einer Medienmitteilung. Demnach sehen 22 statt 13 Prozent pessimistisch in die nahe Zukunft der Schweiz sowie 76 statt 68 Prozent in die weltpolitische Lage. Eine Mehrheit von 58 Prozent geht davon aus, dass es in Zukunft zu mehr kriegerischen Konflikten in Europa kommen wird.

Mit 89 Prozent steht die Schweizer Bevölkerung weiter klar hinter dem Neutralitätsprinzip. Erstmals seit über 20 Jahren zeigt sich laut Meldung jedoch ein Rückgang bei der Zustimmung zur Schweizer Neutralität um 8 Prozentpunkte seit Januar 2022. Entsprechend sind 58 statt 69 Prozent davon überzeugt, dass die Neutralität die Schweiz vor internationalen Konflikten schütze.

Mit 52 Prozent, 7 mehr als im Januar 2021, ist die Zustimmung zu einer Annäherung der Schweiz an die NATO auf einem Höchststand, so die Mitteilung. Der Wunsch nach einem Beitritt sei mit 27 Prozent Zustimmung deutlich höher als in früheren Jahren, eine klare Mehrheit spricht sich jedoch weiter dagegen aus. Die Meinung, dass eine Mitgliedschaft in einem europäischen Verteidigungsbündnis der Schweiz mehr Sicherheit bringen würde als die Beibehaltung der Neutralität, vertreten 35 Prozent gegenüber 23 Prozent im Januar 2021.

80 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer sind der Meinung, die Armee sei notwendig. Dies sind laut Meldung 5 Prozent mehr als vor dem Ukraine-Krieg. 74 Prozent fordern eine “vollständig ausgerüstete” Armee. 19 Prozent sind der Meinung, die Armeeausgaben seien zu wenig hoch, ein Plus von 12 Prozentpunkten. Seit Messbeginn in den 1980er Jahren sei dieser Anteil noch nie so gross gewesen. 30 Prozent oder 12 Prozentpunkte weniger meinen, dass die Schweiz zu viel für die Verteidigung ausgebe. Dies sei der bis anhin tiefste je gemessene Wert.

Aufgrund des Ukraine-Krieges wurden zwischen Ende Mai und Mitte Juni 1003 Stimmberechtigte repräsentativ durch ein Meinungsforschungsinstitut telefonisch befragt.