Die Aufteilung der Betreuungs- und Erwerbsarbeit wird bei der Geburt des ersten Kindes entschieden. Von dieser Aufteilung wird anschliessend meist nicht mehr abgewichen, so neue Erkenntnisse einer Studie des Büros für arbeits- und sozialpolitische Studien BASS im Auftrag des Bundesamtes für Soziaversicherungen BSV.
Mit der Geburt sinkt meist das Erwerbseinkommen der Mütter durch Reduktion, Rückzug aus dem Arbeitsmarkt oder einem tieferen Lohn als früher, so das Bundesamt. So hätten ein Jahr nach der Geburt 76 Prozent der Mütter ihr Einkommen um mindestens ein Viertel reduziert.
Dabei verringerte sich laut Studie bei jeder zweiten Mutter das Einkommen sogar um mehr als die Hälfte und jede vierte gab die Erwerbsarbeit ganz auf oder reduzierte diese auf einen kleinen Bruchteil des ursprünglichen Einkommens. Demgegenüber reduzierten lediglich 21 Prozent der Väter ihr Erwerbseinkommen, wobei der Rückgang bei 15 Prozent weniger als einen Viertel beträgt.
Die beschriebene Einkommensreduktion der Mütter sei kein vorübergehendes Phänomen, so das BSV weiter. Im Durchschnitt haben Mütter, die zwischen 1987 und 2000 ihr erstes Kind geboren haben, ihr Einkommen demnach stark reduziert und in den 10 Jahren danach nur unwesentlich erhöht. Das Erwerbseinkommen der Väter verändert sich mit der Geburt des ersten Kindes hingegen nur marginal.
In der Schweiz haben die Mütter gegenüber den Vätern laut Studie längerfristig eine Einkommenseinbusse von 67 Prozent. Der Wert liegt in Deutschland und Österreich mit 61 Prozent beziehungsweise 51 Prozent tiefer. Der Anteil der Mütter, die ein Jahr nach der Geburt des ersten Kindes erwerbstätig sind, habe sich allerdings von 40 Prozent (Geburt zwischen 1987–1990) auf 81 Prozent (2006–2010) verdoppelt.
Ein Vergleich zwischen den verschiedenen Generationen von Müttern zeige: Wenn auch das Einkommen der Mütter nach der Geburt gestiegen sei, liege es zehn Jahre nach der Geburt bei jüngeren Generationen von Müttern (Geburt zwischen 2006–2010) nur wenig über dem Einkommen der älteren Generationen (1987–1990). Mütter der älteren Generationen hätten ihr Einkommen zwar stärker reduziert, aber dieses in den Folgejahren eben auch wieder stärker erhöht.
Mütter, die in den ersten Jahren nach der Geburt ein tiefes Erwerbseinkommen erzielten, verdienten häufig auch später nur relativ wenig. Somit lasse sich kein «Aufholeffekt» nach der «intensiven» Kinderphase beobachten, so das BSV.
In der Regel legten die Eltern bei der Geburt des ersten Kindes fest, wie sie Betreuungs- und Erwerbsarbeit aufteilen, so die Studie. Teilweise folgten die Paare dabei einer ökonomischen Logik, indem die weniger verdienende Person ihr Erwerbseinkommen reduziere.
Kulturelle Normen und Wertvorstellungen spielten jedoch bei diesem Entscheid ebenfalls eine Rolle. So reduzierten die meisten Mütter auch dann ihr Erwerbseinkommen zugunsten der Kinderbetreuung, wenn sie vor der Geburt des ersten Kindes mehr verdienten als ihr Partner. Im Mittel werde von dieser Aufteilung während der gesamten Kinderphase und darüber hinaus, auch mit der Geburt von weiteren Kindern, nicht mehr abgewichen.