In Vorbereitung auf die Europawahlen 2024 möchte Eurodiaconia Empfehlungen für eine sozialere und gerechtere Europäische Union unterbreiten, heisst es in dem jüngst veröffentlichten Papier des gesamteuropäischen Diakonie-Netzwerks von 59 Organisationen in 33 europäischen Ländern, die Gesundheits- und Sozialdienste anbieten und sich für soziale Gerechtigkeit einsetzen.
In den letzten Jahren habe Europa eine Reihe von Krisen durchlebt: COVID-19, der Krieg in der Ukraine, steigende Energiepreise und Lebenshaltungskosten, so das Papier weiter. Dies habe die Widerstandsfähigkeit der Gesellschaften auf die Probe gestellt und die Sozialschutzsysteme herausfordert. Laut der Herbstumfrage 2022 des Europäischen Parlaments gaben demnach 93 % der Europäer an, dass die steigenden Lebenshaltungskosten derzeit ihre größte Sorge sind, gefolgt von Armut und sozialer Ausgrenzung mit 82 %.
Diese Zahlen spiegelten ein Versagen des sozioökonomischen Systems wider, bedenke man, dass Europa eine der reichsten Regionen der Welt sei, so Eurodiaconia. Daher werde die nächste Legislaturperiode entscheidend sein, um die grundlegenden strukturellen Probleme der Sozialschutzsysteme anzugehen und das Vertrauen der Menschen zurückzugewinnen.
Das nächste Parlament müsse sich diesen Herausforderungen stellen und sich für ein wirklich soziales Europa einsetzen, indem es die sozialen Investitionen mit starken Sozialschutzsystemen und einem Markt, der allen Menschen dient und sie versorgt, steigert. Um ein starkes soziales Europa aufzubauen, müsse dies mit wirksamen Antidiskriminierungsmaßnahmen und fortgesetzten, gezielten Bemühungen um die vollständige Einbeziehung von Menschen mit Migrationshintergrund und aus ethnischen Minderheiten einhergehen, so das Eurodiaconia-Papier.
Starke Sozialschutzsysteme und eine wirksame soziale Eingliederung erforderten außerdem starke Sozial- und Pflegedienste. Gerade in Krisenzeiten seien qualitativ hochwertige Sozial- und Pflegedienste in Europa dringend erforderlich, da sie sicherstellen könnten, dass jeder Mensch ein Leben in Würde führen könne. In den letzten zehn Jahren sei jedoch viel zu wenig in Sozial- und Pflegedienste investiert worden. Dies müsse sich ändern, so Eurodiaconia, und man fordere das nächste Europäische Parlament auf, Sozial- und Pflegedienste nachdrücklich zu unterstützen und anzuerkennen, dass sie für das gute Funktionieren unserer Gesellschaften unerlässlich sind.
Die Europäische Säule sozialer Rechte biete eine solide Grundlage für ein sozialeres und gerechteres Europa, und das nächste Europäische Parlament sollte sich um die Vertiefung und Vervollständigung ihrer Umsetzung bemühen, heisst es weiter. Die Empfehlungen des Diakonie-Netzwerks konzentrierten sich deshalb auf vier wesentliche Bereiche für ein starkes soziales Europa: Angemessene Sozialschutzsysteme, wirksame Integration und soziale Eingliederung, qualitativ hochwertige Sozialdienstleistungen für alle sowie auf einen grünen und sozialen Deal.