Derzeit sind in der Schweiz 35 Prozent der Schutzsuchenden aus der Ukraine bei Gastfamilien untergebracht. Das sind knapp 25’000 Personen, die sonst zusätzlich in staatlichen Unterkünften hätten einquartiert werden müssen.
Die Privatunterbringung leistet damit ein Jahr nach Beginn der russischen Invasion der Ukraine weiterhin einen wichtigen Beitrag zur Entlastung des Asylsystems, so die Schweizerische Flüchtlingshilfe in einer Medienmitteilung. Dahinter stehe die anhaltende Solidarität und Hilfsbereitschaft der Bevölkerung. Das bestätige eine aktuelle Befragung von über 1000 Gastfamilien in 19 Kantonen.
Die ersten Resultate zeigten: Das Zusammenleben in den Gastfamilien funktioniere grossmehrheitlich gut bis sehr gut. Für den Erfolg der Wohngemeinschaften seien viele verschiedene Faktoren ausschlaggebend. Bei praktisch allen befragten Gastfamilien hätten die Geflüchteten mindestens ein oder mehrere Zimmer zur Verfügung. Das biete beidseits genügend Raum für Privatsphäre und Rückzugsmöglichkeiten. Eine als angemessen empfundene Entschädigung der Gastfamilien durch den Kanton habe zudem einen positiven Effekt auf die Wahrnehmung des Zusammenwohnens wie auf die Dauer der Unterbringung.
Das Gastfamilienmodell erweise sich als stabil: Über 70 Prozent der untersuchten Gastfamilienverhältnisse dauerten länger als drei Monate und gut die Hälfte der Gastgeberinnen und Gastgeber habe ihr Engagement mindestens einmal verlängert. Von jenen Geflüchteten, die bei den Familien auszögen, zügele mehr als die Hälfte in eine eigene Wohnung und werde selbständig.
Die Unterbringung bei Gastfamilien fördert auch die Integration der Geflüchteten, so die Mitteilung weiter. Die Gastgeberinnen und Gastgeber seien sehr motiviert und leisteten wertvolle Unterstützung im Alltag, bei gesundheitlichen und administrativen Fragen, bei Stellensuche, Spracherwerb und Freizeitgestaltung sowie in vielen weiteren Bereichen.
Die aufgebauten Beziehungen und Netzwerke hätten zudem Bestand: Über die Hälfte der Gastfamilien pflegten soziale Kontakte mit den Geflüchteten auch nach deren Auszug und rund ein Drittel leiste dann auch weiterhin Unterstützung für sie.