Mehr als 230 Millionen Mädchen und Frauen von Genitalverstümmelung betroffen

11. Mrz 2024

Laut einem neuen UNICEF-Bericht haben über 230 Millionen heute lebende Mädchen und Frauen weibliche Genitalverstümmelung erlitten. Die ersten globalen Schätzungen seit 2016 zeigen einen Anstieg der Gesamtzahl der Überlebenden um 15 Prozent (30 Millionen Mädchen und Frauen) im Vergleich zu den vor acht Jahren veröffentlichten Daten.
© UNICEF/UNI502075/Mohamdeen

Die zum Weltfrauentag veröffentlichten Schätzungen zeigen, dass die Fortschritte bei der Beendigung von weiblicher Genitalverstümmelung nach wie vor langsam sind und hinter dem Bevölkerungswachstum zurückbleiben – insbesondere in den Regionen, in denen die Praxis am häufigsten vorkommt, so Unicef in einer Medienmitteilung.

Um weiblicher Genitalverstümmelung bis 2030 ein Ende zu setzen, wie es in den Nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen angestrebt wird, müsste der weltweite Rückgang 27-mal so schnell sein, so die Mitteilung.

Man sehe einen besorgniserregenden Trend, dass mehr Mädchen in jüngerem Alter dieser Praxis ausgesetzt sind, viele sogar schon vor ihrem fünften Geburtstag. Dadurch werde das Zeitfenster zum Eingreifen kürzer, wird Unicef-Exekutivdirektorin Catherine Russell zitiert.

Die Praxis der weiblichen Genitalverstümmelung breite sich global nicht weiter aus. Die Analyse zeige jedoch, dass die Zahl der Mädchen, die in praktizierenden Ländern geboren würden, im Vergleich zum Rest der Welt schnell zunehme. Dadurch sei eine größere Bevölkerungsgruppe gefährdet und müsse durch Präventionsbemühungen erreicht werden.

Die meisten betroffenen Mädchen und Frauen (144 Millionen) leben laut Mitteilung in afrikanischen Ländern, gefolgt von 80 Millionen in Asien und sechs Millionen im Nahen Osten. Auch in kleinen praktizierenden Gemeinschaften und Einwanderungsländern in anderen Teilen der Welt treten Fälle auf, so Unicef.

Die Analyse zeige auch, dass vier von zehn Überlebenden in instabilen und von Konflikten betroffenen Gebieten lebten, in denen das Bevölkerungswachstum ebenfalls schnell verlaufe. Diese Kombination könne Bildungs- und Gesundheitsdienste belasten, Prioritäten bei der Finanzierung verschieben und dazu führen, dass Programme zur Förderung der Geschlechtergleichheit unterbrochen würden.

Trotz der Herausforderungen zeigten positive Beispiele in einigen Ländern, dass Fortschritte möglich seien und der positive Trend sich teilweise sogar beschleunige. Auch die Einstellung der Menschen zur Praxis ändere sich, so Unicef weiter. Dem Bericht zufolge seien rund 400 Millionen Menschen in praktizierenden Ländern in Afrika und dem Nahen Osten gegen die Genitalverstümmelung – das entspreche zwei Drittel der dort lebenden Bevölkerung.

Bild: 13-year-old Fiyha Al Tayeb Nasser a child rights activist and president of the girls’ or Saleema club speaks to mothers and caregivers at Aljabalin hospital about the dangers of early marriage and female genital mutilation. © UNICEF/UNI502075/Mohamdeen