Netzwerk Caring Communities veröffentlicht Empfehlungen für das Freiwilligen-Engagement

Netzwerk Caring Communities veröffentlicht Empfehlungen für das Freiwilligen-Engagement

Wie das organisierte Freiwilligen-Engagement auf lokaler Ebene gefördert werden kann, dazu stellt das Netzwerk Caring Communities jetzt verschiedene Materialien und eine Workshop-Modul zur Verfügung.

Vertreterinnen und Vertreter von wichtigen kantonalen Akteuren der Freiwilligenarbeit im Gesundheits- und Sozialbereich des Kantons Bern haben sich 2019 konstituiert, um das Potential des Freiwilligenengagement im Rahmen von Caring Communities besser zu nutzen.

Das Projekt «geben&annehmen!» hat sich laut Mitteilung des Netzwerks Caring Communities die Optimierung des Freiwilligen-Engagements zum Ziel gesetzt. Dazu gehörten Fragen, wie das organisierte Freiwilligen-Engagement auf lokaler Ebene gefördert werden könnte und was eine Gemeinde tun könnte, damit ältere Menschen eher Unterstützung annehmen. Nach Abschluss des Projekts werden nun die Erfahrungen, Berichte, Tools und ein ganzes Workshop-Modul öffentlich zur Verfügung gestellt, heisst es.

Aus dem Projekt sei eine Sammlung von Erfahrungen von Freiwilligenorganisationen und Empfehlungen für Gemeinden entstanden, um das Freiwilligen-Engagement zu optimieren. Diese Produkte seien das Ergebnis einer Erhebung bei Fachleuten und Vertreterinnen und Vertretern von Gemeinden. Eine zentrale Erkenntnis sei, dass die Gemeinde zunehmend einen entscheidenden Beitrag für die Versorgung der Bevölkerung mit Freiwilligendiensten leisten könne und sollte.

Im Rahmen des Projekts wurde laut Mitteilung auch ein Workshop entwickelt und getestet. Ziel sei es, dass eine Gemeinde Wege finde, damit ältere Menschen Unterstützung eher annähmen. Der Workshop könen Fach- und Vertrauenspersonen Know-How vermitteln, das ihnen bei der Förderung der Annahme von Unterstützung nützlich sei, so die Mitteilung.

Netzwerke sind zentral als Gemeinschaft erzeugende gesellschaftliche Institutionen, heisst es dazu im Arbeitsdokument zu Kriterien eines wirksamen kommunalen Netzwerkes. Vergemeinschaftung entstehe erst, wenn die Netzwerke unterstützend wirkten, und zwar für Individuen wie auch für ganze Gruppen, so das Dokument weiter. Dabei wirkten sie umso vergemeinschaftender, als die Gründe für gegenseitige Unterstützung unsichtbar würden.

Vielfach lehnten ältere Menschen eine Unterstützung oder Hilfe ab, bemerkt dazu ein Arbeitsdokument der Grauen Panther Bern. Dies könne Angehörige betreffen, aber noch viel mehr aussenstehende Personen. Erfahrungsgemäss sei die abwehrende Haltung meist auf Gefühle zurückzuführen, oder auf die Angst davor.

Schamgefühl, Ressentiments, befürchtetem Autonomieverlust, Verbitterung oder Misstrauen, Unsicherheit oder Unwissenheit oder persönliche Unfähigkeit (körperliche oder geistige) hinderten manche Menschen daran, Unterstützung zuzulassen oder anzufordern. Auch bestehe oft eine Diskrepanz zwischen Eigen – und Fremdwahrnehmung.

Menschen beurteilten ihre Fähigkeiten oft positiver als dies tatsächlich der Fall ist. Zentral sei: Gewohnheiten müssten angepasst werden und dies falle oft schwer, so das Dokument weiter. Mit dem Senior, der Seniorin ins Gespräch über solch ein heikles Thema zu kommen, sei ein erster, wichtiger Schritt. Über das Dafür und Dawider zu sprechen und der eine oder andere wertvolle Hinweis könnten die Entscheidung erleichtern.

Gemeinden sollten die Förderung des Freiwilligenengagements in ihren Legislaturzielen verankern, lautet eine der Empfehlungen zur Stärkung des Freiwilligenengagements des Projekts. Weiter sollten Gemeinden kommunale Koordinations- und Anlaufstellen für Freiwilligenengagements betreiben, mandatieren oder unterstützen.

Auch sollten die Gemeinden für eine gute Qualität der Angebote sorgen und dafür, dass es nicht zu unerwünschten Überschneidungen komme. Dazu schlägt die Projektgruppe den Gemeinden vor, Kampagnen zur Promotion zu führen und gute Projekte sowie beispielhafte Ansätze zu fördern.

Die Gemeinde fördert und unterstützt die soziale Teilhabe, lautet eine weitere Empfehlung. Dies könne in Form von Sorgenden Gemeinschaften erfolgen. Sie würden nach dem Prinzip des Austausches von sozialen und Versorgungs-Leistungen auf Augenhöhe aufgebaut und gepflegt. Diese Form der sozialen Teilhabe erfordere Partizipation und Transparenz, so die Emfpehlungen. Interventionen sollten für alle involvierten Akteure mit Mehrwert verbunden sein und bestehende soziale Ungleichheiten verringern.

Die Formen des Freiwilligenengagements änderten sich, heisst es weiter. Die heutigen Freiwilligen engagierten sich kurzfristiger und erwarteten vermehrt eine Ansprache auf Augenhöhe. Die Gemeinde sollte diese neuen Formen berücksichtigen, indem sie bei der Ausgestaltung der Angebote, der Motivation und Wertschätzung sowie der Fortbildung der Freiwilligen den neuen Modus der Gegenseitigkeit fördert.

Menschen, die auf Unterstützung angewiesen sind, haben vielfach Widerstände, sei das aus Scham oder weil sie glauben, etwas zurückgeben zu müssen, bemerkt das Projektteam weiter. Gemeinden sollten gezielt die Wertschätzung der Annahme fördern und die Annehmenden würdigen, um das gesellschaftliche Stigma aufzuweichen.

Die Gemeinden sollten bei den Freiwilligenengagements ein besonderes Augenmerk auf benachteiligte Bevölkerungsgruppen und betreuende Angehörige legen, heisst es weiter. So solle sichergestellt werden, dass Dienstleistungen partizipativ ausgestaltet und benachteiligte Gruppen und betreuende Angehörige gezielt in die Angebotsplanung, Umsetzung und Evaluation einbezogen werden.

Schliesslich sollten Gemeinden weitere kommunale Akteure und insbesondere vermittelnde Fach- und Vertrauenspersonen mit einbeziehen, so die Projektempfehlungen. Vermittelnde Fach- und Vertrauenspersonen spielten eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Freiwilligen-Unterstützung und sollten gezielt involviert werden.

Alle Dokumente sind auf der Webseite geben-annehmen.ch verfügbar. Die Finanzierung des Projektes wurde durch Gesundheitsförderung Schweiz, die Walder Stiftung, die Age-Stiftung, die Viventis Stiftung und die Direktion für Bildung, Soziales und Sport der Stadt Bern ermöglicht.