Netzwerk präsentiert Caring Communities Thesen

Netzwerk präsentiert Caring Communities Thesen

Was Caring Communities auszeichnet, wie sie durch ihr Verständnis von Sorge und Sorgearbeit zu Keimzellen gesellschaftlicher Transformation werden und an welchen Leitsätzen sie sich dabei orientieren, thematisieren die Caring Communities Thesen des Netzwerks Caring Communities.

Caring Communities sind Teil einer gesellschaftlichen Bewegung mit verschiedenen Agierenden aus Zivilgesellschaft, Pflege, Soziokultur, Gemeinwesenarbeit, Sozialdiakonie, Compassionate Cities u.a., die sich für den sozialen Zusammenhalt engagieren, heisst es dazu auf der Internetseite des Netzwerks Caring Communities.

Die Zukunft stelle vor Zerreissproben, dazu zählten die Klimakrise, Polarisierung zwischen Arm und Reich, weltweite Fluchtbewegungen sowie massive Veränderungen der demographischen Struktur. Die Spannungen und Herausforderungen forderten neue Ansätze, so das Netzwerk.

Caring Communities zeigten einen zukunftsweisenden Umgang im Sinne einer gerechten und nachhaltigen Gesellschaft. Angestrebt werde eine Gesellschaft, in der das Gemeinwohl im Zentrum stehe, heisst es weiter. Dabei orientiere man sich an gemeinsamen Thesen, die aus der Spurgruppe des Netzwerks Caring Communities erarbeitet worden seien.

Caring Communities streben ein gutes Leben von der Geburt bis zum Lebensende für alle an. lautet dazu eine These. Sie setzten sich solidarisch für gerechte Lebensverhältnisse für alle Menschen und für eine sorgende Gesellschaft ein. Dabei basierten sie auf der Idee gegenseitiger Unterstützung und Sorge in einer Gemeinschaft, die auf Inklusion und Beteiligung aller baue.

Caring Communities verbinden und formen Sorgearbeit in vielfältigen Kontexten und machen diese sichtbar, heisst es weiter. Sie böten Räume zum Experimentieren, um neue Wege und Formen der Sorge zu entwickeln und zu erproben. Dabei förderten sie den austausch und das Zusammenwirken, um die unterschiedlichen Erfahrungen, Fähigkeiten und Ressourcen aller Menschen einzubeziehen und daraus Nutzen zu generieren.

Schliesslich forderten Caring Communities Rahmenbedingungen und Ressourcen für eine Kultur der Sorge sowie deren strukturelle Verankerung. Dies erfordere die Auseinandersetzung mit Politik, Wirtschaft und Gesellschaft und deren Bereitschaft zu Anpassungen.

Initiant für die Thesen Caring Community war Robert Sempach, bereits Initiant des Netzwerkes Caring Communities Schweiz im Auftrag von Migros Kulturprozent, so Eva Niedermann von der Reformierten Kirche des Kantons Zürich gegenüber diakonie.ch. Sie hat die Thesen mit entwickelt.

Nachdem von verschiedenen Akteuren im deutschsprachigen Raum umfangreiche Thesenpapiere zu Caring Community veröffentlicht wurden, entstand bei Robert Sempach die Idee, Mitglieder des 1. Internationalen Lehrganges Caring Community und der Spurgruppe des Netzwerkes CC Schweiz anzufragen, ebenfalls Thesen zu formulieren.

Am Lehrgang waren 15 Personen aus unterschiedlichsten Hintergründen und Bezügen zu Caring Communities beteiligt, auch Eva Niedermann (Fachmitarbeiterin Alter) und Leonie Ulrich (Bereichsleiterin Diakonie & Generationen) der reformierten Kirche des Kantons Zürich. Die Reformierte Kirche des Kantons Zürich gehört seit 2021 auch zu den finanziellen Trägerorganisationen des Netzwerks Caring Communities Schweiz und gestaltet die Entwicklung des Netzwerks mit.

Eine erste Thesensammlung aus dem Internationalen Lehrgang ergab ein Papier von ca. 50 Thesen, die eine breite Auseinandersetzung mit dem Thema und Wirken von Caring Communities abbildeten. Die Spurgruppe des Netzwerks Caring Communties Schweiz bildete nachfolgend eine Arbeitsgruppe, in der ich (Eva Niedermann) mitwirkte, um zentrale Kernaussagen, die das Wesen, den Ansatz und die Haltung von Caring Communities erfassen, zusammenzutragen und zu verdichten.

Die Arbeitsgruppe traf sich insgesamt zu drei Sitzungen. “An der ersten Sitzung kam es zu intensiven Diskussionen zum Wozu und Wofür, so Eva Niedermann. “Es war ein Ringen um die Sache mit hohem Interesse an den verschiedenen Perspektiven. Das führte dazu, dass die Ausrichtung des Papiers nach einer zweiten Sitzung klar war.”

Es sollte ein Papier sein, dass mehr sein soll als eine Definition. Eva Niedermann: “Es möchte bewusst machen, was eine CC- Bewegung fördern will. Es soll den «Habitus» der CCs in ihrer ganzen Vielfalt beschreiben und die Haltung von CCs definieren. Dazu sollte es auch eine politische Aussage enthalten, indem die Qualität des Wirkens definiert wird. Im Vergleich zu allen anderen Thesenpapieren, die bereit formuliert worden waren, sollte es auf einer A4 Seite Platz haben.”

Der Entwurf wurde dem Netzwerk Schweiz sowie dem intentionalen Netzwerk D-A-CH vorgestellt und Rückmeldungen eingeholt und z.T. eingearbeitet. “Wir hoffen, dass das Thesen-Papier dazu beiträgt, sich kurz und gut verständlich eine Vorstellung machen zu können, was wir unter CC und einer CC-Bewegung verstehen. Es erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern möchte anregen, sich mit dem Thema weiter auseinanderzusetzen, ggfls. an Caring Communities mitzuwirken, sie zu initiieren und Raum für weitere Vielfalt zu lassen”, so Eva Niedermann.

Was sind die Voraussetzungen, damit solche Gemeinschaften funktionieren und wie erleben die Mitglieder das Miteinander? Diesen Fragen stellte sich das “Tavolata” – Netzwerk für selbstorganisierte Tischgemeinschaften in einem von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW durchgeführten Workshop und in einem Fragebogen, beides geleitet vom Entwicklungspsychologen Christoph Steinebach, Direktor des Instituts für Angewandte Psychologie.

Das Miteinander – durchaus mit bestimmten Regeln – ist demnach den Teilnehmenden wichtig, genauso wie die Möglichkeit, neue Kontakte zu knüpfen. Weniger Zuspruch fand hingegen die Aussagen, die Gemeinschaft helfe, sich im Quartier wohler zu fühlen. Genauso wenig scheinen sie zu bewirken, dass die Teilnehmenden anderen im Alltag mehr helfen.

Die Gruppe lebe vom «Wir»-Gefühl mehr als von Regeln und Rollen, fasst Steinebach die Befragung zusammen. Freude, Vertrauen, Toleranz und Dialog seien Basis dieses Wir-Gefühls. Damit seien auch die Grundlagen gelegt, um Probleme gemeinsam zu meistern. Der Transfer in den Alltag habe schliesslich doch auch eine Bedeutung für das allgemeine Wohlbefinden.

Wenn es darum geht, eine Sorgende Gemeinschaft zu initiieren, die im genannten Sinne als Netzwerk von Sorgebeziehungen im Nahraum funktioniert, so erscheint klar, dass sich eine solche Gemeinschaft nicht «von oben herab» (top down) implementieren lässt, stellt auch die Publikation der Diakonie Schweiz zum Thema fest. Vielmehr ist grundsätzlich zu beachten, dass sie nur aus dem Kreis der vor Ort Beteiligten entstehen kann (bottom up): Sie alle – Einzelpersonen, bestehende Gruppen, involvierte Institutionen sowie idealerweise auch Vertretungen der Behörden – müssen je aufgrund der örtlichen Gegebenheiten und des örtlichen Kontexts prüfen, welche Formen der Sorge notwendig sind, um anschliessend auszuhandeln, wie sie sich darin als Gemeinschaft engagieren können.

Es sind gerade auch die Kirchen und Kirchgemeinden, die geeignet sind, um diese Rolle als Initiantinnen einzunehmen, so die Publiation der Diakonie Schweiz weiter: Sie können den Sozialraum wahrnehmen, Räume schaffen zum Austausch und Räumlichkeiten 19 öffnen für das Gemeinwesen, Kooperationen anregen sowie ihre Ressourcen und Kompetenzen zur Verfügung stellen, um gemeinsam mit den Beteiligten vor Ort bedarfsgerechte Lösungen zu entwickeln. Wenn Kirchgemeinden bereit sind, sich auf diese Rolle einzulassen, so benötigen sie hierfür initiative Menschen, die sich dafür engagieren wollen, sowie einen klaren Auftrag mit der Zuteilung von personellen und f inanziellen Ressourcen. Notwendig sind in jedem Fall aber auch gesellschaftliche und politische Rahmenbedingungen (u.a. Interesse, Ressourcen, aktive Mitwirkung der örtlichen Behörden), die die Entstehung solcher Netzwerke interessiert und unterstützend begleiten.

Material

Mehr Informationen (auch in einfacher Sprache)