Aktuelles
“Ohne verbindliche Regeln bleibt Armut weiblich”
Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern sind mitverantwortlich für die Armut in der Schweiz, so die Caritas. Sie fordert griffige Regeln für Lohngleichheit und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Frauen sind überdurchschnittlich von Armut betroffen, betont Caritas Schweiz in einem Mediencommuniqué. Obwohl die Gleichstellung sei 1981 gesetzlich verankert sei, seien Frauen in zahlreichen Lebensbereichen noch immer benachteiligt. Die Armutsquote der Frauen liege mit 8,5 Prozent deutlich über derjenigen der Männer mit 6,5 Prozent.
Tiefere Löhne seien ein Hauptgrund dafür. Diese drängten Frauen nach der Geburt eines Kindes in die unbezahlte Care-Arbeit. Sie blieben öfters daheim und kümmerten sich um die Kinderbetreuung. Komme es zu einer Trennung, gelinge der Wiedereinstieg in die Erwerbsarbeit häufig nicht. Jede vierte alleinerziehende Mutter sei in der Folge auf Sozialhilfe angewiesen.
In der Lohngleichheit hat die Schweiz im letzten Jahr keinen Fortschritt erzielt, so die Caritas. Frauen verdienten fast 20 Prozent weniger als Männer, es überrasche also nicht, dass ein Grossteil der Care-Arbeit noch immer von Frauen verrichtet werde. Das Armutsrisiko bleibe damit weiblich.
Gleichzeitig verstärke die Koppelung der sozialen Absicherung an die Erwerbsarbeit die Armut der
Frauen. Wegen tiefen Löhnen, Teilzeitarbeit und Erwerbsunterbrüchen seien Frauen auch im Alter öfter
arm. Ihre Altersrente aus erster und zweiter Säule falle im Schnitt um 37 Prozent tiefer aus als diejenige der Männer.
Um gleichen Lohn für gleiche Arbeit durchzusetzen, brauche es verbindliche Regeln. Zusätzlich müsste die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Weiterbildung verbessert werden. Dies bedinge, dass Männer ihren Anteil an unbezahlter Care-Arbeit leisten könnten. Ein Vaterschafts- und Elternurlaub sei ein erster Schritt in diese Richtung.