Pfuusbus: Übernachtungsrekord trotz mildem Winter

23. Apr 2024

Fast 6´500 Übernachtungen und mehr psychisch Angeschlagene, Suchtkranke und Wohnungssuchende in der Zürcher Notschlafstelle für einheimische Obdachlose meldet das Sozialwerk Pfarrer Sieber.

6´495 Übernachtungen im Vergleich zu 4´965 im Vorjahr stellen für die Saison vom 15. November bis 15. April einen neuen Rekord dar, so das Sozialwerk Pfarrer Sieber in einer Mitteilung.

Über die Ursachen der Zunahme der Pfuusbus-Übernachtungen könne man nur Vermutungen anstellen, heisst es weiter. Indizien deuteten darauf hin, dass sich die Drogenszene in Zürich in den letzten Monaten verändert habe.

Demnach stellten die Ärzte des Fachspitals Sune-Egge fest, dass Patientinnen und Patienten, die früher Kokain gespritzt hatten, die Substanz vermehrt als sogenanntes Crack rauchten, was eine stärkere Abhängigkeit und damit beschleunigte soziale Desintegration zur Folge habe.

Dass vermehrt psychisch Erkrankte im Pfuusbus Schutz suchten, hänge womöglich mit der Überlastung der Psychiatrie seit dem Ende der Corona-Pandemie zusammen. Patientinnen und Patienten ohne tragfähiges soziales Netz und mit Mühe, Verbindlichkeit in Bezug auf Termine und Medikamenteneinnahme einzuhalten, liefen Gefahr, aus dem System zu fallen.

Schliesslich scheine die sich auf dem Wohnungsmarkt zuspitzende Wohnungssituation bemerkbar zu machen und dürfte zur erhöhten Nachfrage nach Notschlafplätzen beigetragen haben. Demnach gingen einige Gäste tagsüber einer bezahlten Arbeit nach. Sie hätten ihre prekäre Wohnsituation verloren und seien von teils von überfor­derten Wohngemeinden an den Pfuusbus verwiesen worden.

Die Bedeutung des Pfuusbus als wichtige Noteinrichtung für Obdachlose liege nicht allein in seiner kostenlosen und niederschwelligen Zugänglichkeit, sondern vor allem in seiner gemeinschaftsbildenden Funktion, so die Mitteilung weiter. Obdachlose seien Einzelgänger und lebten von der Gesellschaft isoliert. Umso mehr schätzten sie die Gemeinschaft mit Be­treuerinnen und Betreuern sowie anderen Obdachlosen, die im Pfuusbus gelebt werde.