Potenzial Sozialer Berufe für Betreuung im Alter nutzen

Potenzial Sozialer Berufe für Betreuung im Alter nutzen

Ein Papier der Paul Schiller Stiftung möchte verdeutlichen, wie die Kompetenzen von Fachkräften aus Sozialen Berufen für ältere Menschen besser genutzt werden können.

Immer mehr Menschen werden immer älter, so die Paul Schiller Stiftung in einem aktuellen Positionspapier zu guter Betreuung im Alter.. Die sogenannte doppelte Alterung führe dazu, dass 2040 der Anteil der über 80-Jährigen fast doppelt so hoch sein werde wie heute. Gleichzeitig schwinde die Verfügbarkeit der Angehörigen. Familien würden kleiner und lebten geografisch weiter voneinander entfernt.

Zugleich steige die Erwerbsbeteiligung der Frauen, Familien hätten gleichzeitig Kinder sowie Eltern und Schwiegereltern zu betreuen. Damit verblieben immer weniger Ressourcen für die freiwillige und unbezahlte Betreuung durch die Angehörigen.

Auch prägten Individualisierung, Unabhängigkeit und Prävention die Erwartungen. Die gesellschaftlichen Werte veränderten sich und stiessen damit auch in der Altersarbeit neue Entwicklungen an. Alltagsnähe und die psychosozialen Aspekte von Unterstützungsangeboten würden stärker gewichtet.

Dieser gesamtgesellschaftliche Wandel führe zu einem wachsenden Bedarf an Betreuung im Alter, der mit den aktuellen Ressourcen und Strukturen nicht gedeckt werden könne. Die Lücken und fehlenden Strukturen in der Sozialen Sicherheit und heutigen Unterstützung älterer Menschen seien offensichtlich. Sie liessen sich nur mit einer neuen Herangehensweise bewältigen.

Selbstsorge, Alltagsgestaltung, Teilnahme am sozialen und gesellschaftlichen Leben, Beratung und Alltagskoordination, gemeinsame Haushaltsführung sowie Betreuung in Pflegesituationen stellten dabei die sechs Handlungsfelder guter Betreuung im Alter dar.

Gute Betreuung ermöglicht älteren Menschen, ihren Alltag weitgehend selbstbestimmt zu gestalten und am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben, wenn sie das aufgrund ihrer Lebenssituation und physischer, psychischer oder kognitiver Beeinträchtigung nicht mehr selbstständig können, so die Paul Schiller Stiftung.

Um das möglich zu machen, brauche es Betreuungsleistungen, die qualitätsvoll und in einem guten Mix bedürfnis- und bedarfsgerecht erbracht werden – von Familienangehörigen, Freundinnen und Freunden, Nachbarschaft, organisierten Freiwilligen und ausgebildetem Personal.

Die demografische Entwicklung erfordere die Auseinandersetzung damit, wie gute Betreuung im Alter in allen Wohnformen heute und in Zukunft realisiert werden könne. In der Schweiz fehlten vielerorts die dafür notwendigen Strukturen, personellen Ressourcen und deren Finanzierung.

Noch immer stünden oft medizinische und gesundheitliche Themen im Vordergrund, wenn um die Unterstützung im Alter gehe. Doch eine umfassende Sichtweise beziehe weitere Aspekte des Älterwerdens mit ein: Erhalt der Selbstbestimmung, Klärung der wirtschaftlichen Sicherheit, Stärkung des gesellschaftlichen Engagements, Förderung der Entwicklung und von Lernprozessen im Alter, Erhaltung und Gestaltung von Alltagsaktivitäten und Partizipation. Zugleich sei das Älterwerden mit Verletzlichkeit, Verlusterfahrungen und der schrittweisen Einschränkung der Selbstständigkeit verbunden. Auch dies gelte es bei einer guten Betreuung zu berücksichtigen.

Eine gute Betreuung im Alter richtet sich konsequent an den Bedürfnissen und dem Bedarf der betagten Person aus und behält neben dem körperlichen auch das psychosoziale Wohlbefinden im Blick, so das Positionspapier. Sie umfasse Betreuung als sorgende Beziehung, Betreuung als personenzentriertes, unterstützendes und förderndes Handeln sowie Betreuung als konkrete Aktivität.

Um den wesentlichen Grundzügen guter Betreuung im Alter Rechnung zu tragen, braucht es qualifizierte Fachleute, so die Paul Schiller Stiftung in einem Beitrag zum Positionspapier. Denn gute Betreuung erfordere eine umfassende Betrachtung und nehme ältere Menschen in ihren individuellen Lebenssituationen ernst.

Das Impulspapier der Stiftung zeige, wie weit die Kompetenzen der breit gefächerten Berufsbilder der Sozialen Arbeit mit dem übereinstimmten, was ältere Menschen bräuchten, um trotz Einschränkungen ihren Alltag weitgehend selbstbestimmt zu gestalten und am sozialen und gesellschaftlichen Leben teilzuhaben, so der Beitrag.

Soziale Berufe müssten in der Altersarbeit künftig noch besser integriert werden, so die Paul Schiller Stiftung. Dazu brauche es neues Denken auf allen Ebenen. Das Impulspapier rege zum Umdenken an und gebe praktische Hinweise, wie das Potenzial der Sozialen Berufe im Altersbereich besser genutzt und bestehende Hürden abgebaut werden könnten.

Das Papier liefert laut Bericht Ansatzpunkte für die betriebliche Verankerung in Organisationen der Altersarbeit in allen Wohnformen, Impulse für Bildungsinstitutionen und für Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger in der Sozial- und Gesundheitspolitik.

Das Positionspapier verdeutliche, welch hohen Stellenwert die psychosozialen und agogischen Kompetenzen Sozialer Berufe für die Betreuung der älteren Menschen in den Organisationen sowie für die Entwicklung und Sicherstellung von Versorgungsnetzwerken hätten.

Die Schweiz biete mit ihrer Bildungssystematik eine breit gefächerte Auswahl an Sozialen und Gesundheitsberufen, die die Altersarbeit prägen und umsetzen könnten, heisst es im Papier. Dabei kämen alle Ausbildungsniveaus zum Einsatz.

In vielen Situationen der Betreuung würden Personen ohne Grundausbildung im Altersbereich einen wichtigen Teil der Arbeit übernehmen. Sie leisteten einen wichtigen Betreuungsbeitrag auf Basis einer Weiterbildung und mit Hilfe einer qualifizierten Anleitung. In komplexen und beratenden Situationen seien jedoch umfassendere Fähigkeiten nötig, die entsprechende Kenntnisse, Kompetenzen und Erfahrungen voraussetzten. Da böten die Sozialen Berufe sowohl im Bereich der beruflichen Grundbildung als auch der höheren Berufsbildung und Hochschule verschiedene Ausrichtungen und Niveaus, die entsprechend eingesetzt werden könnten.

Gleichzeitig verbinde sie ein gemeinsamer Kern: Im Grundverständnis des Menschen und seiner sozialen Einbettung, in der Art und Weise der Kommunikation und im Verständnis der eigenen Rolle zeichneten sich Fachpersonen der Sozialen Berufe aller Niveaus gemeinsam aus, indem sie einen Dialog auf Augenhöhe ermöglichten, das Individuum in sein Umfeld einbezögen, dank einer ganzheitlichen Analyse Handlungsspielräume erweiterten, Wirkungszusammenhänge und damit einfache und komplexe Situationen erkennten, Verantwortung für eine wirkungsvolle Koordination der Akteurinnen und Akteure übernähmen sowie Angebote und Hilfenetzwerke mitgestalteten. Die Kompetenzen Sozialer Berufe stimmen deutlich übereinm mit jenen, die für die gute Betreuung im Alter erforderlich sind, so die Paul Schiller Stiftung.