„Gesellschaftliche Teilhabe braucht gelebte Nachbarschaft“

„Gesellschaftliche Teilhabe braucht gelebte Nachbarschaft“

Das halbe Leben ist Beziehung, und die will gepflegt werden. Das Projekt HOCH3 der Reformierten in Witikon will mit einem Café und Veranstaltungsort diejenigen vernetzen, die sonst alleine bleiben. Gemeinsam füreinander im Quartier lautet das Motto. Mit grossem Erfolg.

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„Gesellschaftliche Teilhabe braucht gelebte Nachbarschaft“

Das halbe Leben ist Beziehung, und die will gepflegt werden. Das Projekt HOCH3 der Reformierten in Witikon will mit einem Café und Veranstaltungsort diejenigen vernetzen, die sonst alleine bleiben. Gemeinsam füreinander im Quartier lautet das Motto. Mit grossem Erfolg.

Menschen werden älter, leben länger und bleiben länger in der eigenen Wohnung. Erst, wenn sie durch gesundheitliche Beeinträchtigungen dazu gezwungen sind, treten sie in eine Alters- und Pflegeeinrichtung ein. So können sie autonomer leben als in einer Institution, erklärt Hans-Peter Burkhard, Präsident der Kirchenpflege Zürich Witikon.

Zudem seien die individuellen und die gesellschaftlichen Kosten tiefer. Allerdings nähmen gesellschaftliche Teilhabe und soziale Integration ab und der Unterstützungsbedarf steige. Für Witikon sei das besonders relevant, denn das Zürcher Quartier habe stadtweit den höchsten Anteil an Menschen im Alter von über 65 Jahren. Dazu komme, dass in letzter Zeit praktisch alle Restaurants geschlossen worden seien.

HOCH3 lautet der Name einer möglichen Antwort auf diese Herausforderungen. Es ist ein Pilotprojekt der reformierten Kirche Witikon, hervorgegangen aus dem Grundgedanken «Gemeinsam füreinander im Quartier» der Stiftung für Urbane Diakonie. Im Mittelpunkt steht, so die Organisatoren, das solidarische Handeln, das in vielen persönlichen Beziehungen bereits lebendig ist und Menschen im Quartier verbindet. Mit dem Begegnungsort will die Kirchgemeinde vernetzt mit bestehenden Angeboten und Organisationen am Ort einen Raum öffnen, wo Beziehungen gepflegt werden und Neues entstehen kann.

Das von einem Zürcher Architektenbüro entwickelte Gebäude trägt seinen Namen, da drei unterschiedlich hohe Holzquader einen gemeinsamen Pavillon bilden. Das Gebäude sei bewusst multifunktional konzipiert, heisst es.

Das Zentrum ist täglich geöffnet. Ein Bistro mit Getränken, Snacks und einer kleinen Karte lädt zum Verweilen «ohne Konsumdruck» ein, wie betont wird. Der Pavillon kann für Veranstaltungen genutzt werden. Ein Team von Freiwilligen und Fachpersonen sind vor Ort. Eine Person des Sozialdienstes ist regelmässig anwesend.

Die von der Paul Schiller Stiftung mitfinanzierten konzeptionellen Grundlagenarbeiten zu einem Begegnungsort hätten gezeigt, dass im urbanen Kontext für ältere Menschen heute schon viel Unterstützung angeboten werde. Allerdings erfolge das nur sektoriell und auf einer institutionen- bzw. fallbezogenen Ebene. «Für die Pflege und Förderung einer nachbarschaftlichen Sorgekultur und den Zugang zum gesellschaftlichen Leben fühlt sich keine der Institutionen verantwortlich», meint Burkhard gegenüber diakonie.ch. Alle bedienten ihre Teilaspekte, niemand aber denke an die wichtigen Zwischentöne, helfe, Kontakt und Anschluss zu finden, unterstütze mit alltäglichen Dienstleistungen.

«Gesellschaftliche Teilhabe und soziale Integration entstehen aber nicht von selbst. Sie brauchen eine gelebte Nachbarschaft und als Gravitationszentren geeignete Begegnungsorte», so Burkhard. Das gelte nicht nur für ältere Menschen, sondern auch für Familien, deren Anteil an der Quartierbevölkerung in Witikon ebenfalls über dem städtischen Durchschnitt liege. Das halbe Leben sei Beziehung, es gelte also, die Lebensqualität der Menschen im Auge zu behalten. „Das ist der diakonische Teil unseres Zentrums“, so Burkhard.

Für diese beiden Zielgruppen mit sowohl eigenen als auch generationenübergreifenden Herausforderungen hat die reformierte Kirchgemeinde mit dem Bistro-Pavillon HOCH3 im Zentrum des Quartiers einen solchen Begegnungsort als Beitrag zu einer urbanen Caring Community geschaffen. Er soll für Menschen im dritten und vierten Lebensalter und ihre betreuenden Angehörigen sowie für Familien Begegnung und Gemeinschaft fördern, zu selbstorganisiertem Handeln anregen, Informationen sowie Hilfestellung in lebenspraktischen und gesundheitlichen Fragen vermitteln und spirituelle Anregung bieten.

«Der neue Pavillon gefällt, die Atmosphäre stimmt, die Gäste kommen und fühlen sich wohl und die Betriebskosten werden durch die Erträge gedeckt», bemerkt Burkhard dazu. Namhafte Spenden von Privatpersonen aus dem Quartier und eine Gruppe von 37 freiwilligen, Zeit spendenden Gastgeberinnen und Gastgebern machten dies gemeinsam mit dem Team der reformierten Kirche in Witikon möglich.
Ältere und jüngere Gäste halten sich die Waage, Einzelpersonen, Paare und Gruppen kommen. Gut angenommen wurde das Bistro von Müttern mit kleinen Kindern. Auch der Frauenverein hat den wöchentlichen Treff ins Projekt HOCH3 der Reformierten in Witikon verlegt.

Noch am Anfang stünde man bei der Informationsfunktion des Zentrums. Zunächst soll an die Pilotreihe von Gesprächen für betreuende Angehörige angeknüpft werden, die nach der Eröffnung stattgefunden hat.

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