Schweiz leistet weniger Entwicklungszusammenarbeit

1. Mai 2023

Gemessen an ihrer Wirtschaftskraft leistet die Schweiz immer weniger Entwicklungszusammenarbeit in armen Ländern, so Caritas Schweiz in einem Positionspapier. Damit öffne sich eine Schwere zum wachsenden Bedarf an humanitärer Hilfe.

Die Schweiz habe 2022 nur noch 0,4 Prozent ihres Bruttonationaleinkommens für Entwicklungszusammenarbeit im Ausland ausgegeben, wie eine kürzlich publizierte Statistik der OECD zeige, so Caritas Schweiz in einer Medienmitteilung. Das sei deutlich weniger als im Vorjahr. Sie verfehle damit das international vereinbarte Ziel von 0,7 Prozent bei Weitem.

Die Schweiz werde ihre Hilfe für die Ukraine weiter ausbauen, so die Mitteilung. Das sei richtig, gehe aber zulasten der Beiträge, die für Projekte der Armutsbekämpfung in den Ländern des Globalen Südens zur Verfügung stünden. Diese Entwicklung komme zu einem ungünstigen Zeitpunkt.

Aufgrund von mehrfachen Krisen nehme die Armut weltweit seit Jahrzehnten erstmals wieder zu. Die komplexen Ursachen dafür liessen sich am Beispiel von Äthiopien erkennen. Noch vor kurzer Zeit sei das aufstrebende Land ein Hoffnungsträger für das Ziel der UNO, die absolute Armut weltweit bis 2030 zu überwinden.

Dann sei mit der Pandemie der Rückschlag gekommen, so Caritas. Die hohe Inflation, die Auslandsverschuldung, eine schwere Dürre, der Bürgerkrieg im Norden sowie bewaffnete Konflikte in andern Regionen führten in kurzer Zeit zu einer massiven Verschlechterung bei der Versorgung mit Lebensmitteln. Gemäss Welternährungsprogramm litten 2022 schätzungsweise 22,6 Millionen Menschen an Ernährungsunsicherheit. Äthiopien liege beim Human Development Index (HDI) auf Platz 175 – die Schweiz auf dem ersten. Das Bruttoinlandprodukt pro Kopf sei hundertmal tiefer, die Kindersterblichkeit 16-mal höher als in der Schweiz.

Mit der aktuellen Mehrfachkrise in ärmeren Ländern sei nicht nur der Bedarf an Unterstützung grösser geworden. Die Hilfe sei auch immer stärker unterfinanziert. Caritas fordert in ihrem neuen Positionspapier, dass die Schweiz ihre finanziellen Mittel gegen die Ernährungskrise massiv erhöht. Mit Entschuldung und einer konsequenten Klimapolitik könne die Schweiz zudem einen Beitrag leisten, den Krisenfolgen entgegenzuwirken.