Schwimmen lernen und Brot backen

Schwimmen lernen und Brot backen

Ein Diakonieprojekt bringt Migrantinnen das Schwimmen bei und gibt ihnen mit dem Brotbacken eine sinnstiftende Tätigkeit. „Wasser und Brot“ des Kirchenkreises neun der Reformierten Kirche Zürich wird von der Stiftung fondia unterstützt.

Viele Frauen mit einem Flucht- oder Migrationshintergrund können nicht schwimmen – oder sie getrauen sich aufgrund ihres kulturellen Hintergrunds auch nicht, es in einem öffentlichen Schwimmbad zu lernen. Körperlichkeit ist oft ein Tabuthema.

Seitens der Frauen bestehe aber ein grosses Bedürfnis, schwimmen zu lernen, so Matthias Walther, Teamleiter Diakonie im Kirchenkreis neun der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Zürich. Unter anderem auch deshalb, damit sie ihre Kinder, die in der Schule schwimmen gelernt haben, in eine Schwimmanlage begleiten können. Damit sie selbst oder auch mit ihren Kindern in ein Schwimmbad gehen können, müssen sie häufig ihre Angst vor dem Wasser überwinden.

In der Stadt Zürich gebe es ausser dem vom Solinetz angebotenen Frauenschwimmkurs, der aufgrund der hohen Nachfrage eine Warteliste führt, keine spezifischen und günstigen Frauenschwimmkurse, so Walther.

Ein neues Projekt des Kirchenkreises bietet nun einen Anfängerkurs und einen darauffolgenden Fortgeschrittenenkurs à je 10 Lektionen während drei Jahren in einer gemieteten Schwimmschulanlage an. Der erste Kurs startet im September diesen Jahres. Die Kurse sollen jeweils am Samstagnachmittag stattfinden, damit die Kinderbetreuung in der Familie gesichert ist. Sollte dies nicht möglich sein, wird eine Kinderbetreuung angeboten. Die Leitung des Kurses übernimmt eine ausgebildete Schwimmlehrerin.

Das Projekt richtet sich an Frauen mit einem Flucht- oder Migrationshintergrund. Im Austausch mit Migrantinnen aus den bereits bestehenden Projekten des Kirchenkreises kam heraus, dass ein Bedürfnis besteht, schwimmen zu lernen.

Die Idee für das Schwimmprojekt sei durch die Zusammenarbeit mit dem Gemeinschaftszentrum und dem Solinetz entstanden, so Matthias Walther gegenüber diakonie.ch. „Das Gemeinschaftszentrum hatte vor über zehn Jahren schon einmal solche Kurse durchgeführt und das Solinetz macht das jetzt auch, aber eben mit einer Warteliste.“

Das Ziel ist, dass die Frauen keine Angst mehr vor dem Wasser haben und sich trauen, alleine oder mit ihren Kindern in eine öffentliche Schwimmanlage zu gehen. Sie erlernen erste Schwimmzüge und besuchen weitere Schwimmkurse, damit sie das Schwimmen beherrschen.

Der zweite Teil des von fondia unterstützten Projektes „Wasser und Brot“ bietet Migrantinnen das Brotbacken als sinnstiftende Beschäftigung an. Frauen und speziell Migrantinnen sind häufig benachteiligt, wenn es um Aus- und Weiterbildungen geht, so Matthias Walther dazu.

In dem Projekt ist vorgesehen, dass Migrantinnen regelmässig für das Kirchencafé backen und bei der Durchführung mitwirken. „Sie erhalten damit die Möglichkeit, sich in unserem Kirchenkreis zu engagieren, Aufgaben zu übernehmen, ihre Fähigkeiten einzubringen und wahrgenommen zu werden.“ Der Kirchenkreis neun sei immer wieder auf der Suche nach Engagierten für die Organisation des Kirchencafés. Auf der anderen Seite suchten Migrantinnen sinnvolle Arbeit.

Die Frauen erhalten mit dem Brotbacken eine sinnstiftende Beschäftigung, die zu ihrer sozialen und beruflichen Integration beitragen. Es entsteht ein interkultureller Austausch, der sich belebend auf die Kirchgemeinde auswirkt. Die Frauen werden darauf vorbereitet, das Kirchencafé, das im Anschluss an den Gottesdienst stattfindet, selbständig durchzuführen. Das Projekt kann dahingehend ausgebaut werden, dass die Frauen auch für weitere Kirchenkreise in der Stadt Zürich backen und ein Brotlieferdienst für Mitglieder des Kirchenkreises neun aufgebaut wird, heisst es dazu im Projektbeschrieb.

Matthias Walther: „Beim Backen haben wir am Basar im Kirchenkreis bereits erste positive Erfahrungen sammeln können. Flüchtlingsfrauen haben Zöpfe gebacken und diese im Rahmen des Basars verkauft. Die Kunden wie auch die mitwirkenden Frauen haben das sehr geschätzt.“

Das Projekt «Wasser und Brot» passe bestens zum bestehenden Angebot in der Flüchtlingsarbeit im Kirchenkreis neun der Evangelisch reformierten Kirchgemeinde Zürich, so der Teamleiter Diakonie weiter.

„Seit dem Start der Flüchtlingsarbeit 2015, in der damaligen Kirchgemeinde Zürich-Altstetten, hat sich das Angebot stetig weiterentwickelt und den Bedürfnissen der Teilnehmenden angepasst. Neben dem wöchentlichen Deutschunterricht und Mittagstisch für Flüchtlinge, mit Zeitweise über 80 Teilnehmenden, haben wir Projekte wie «Gemeinsam Unterwegs» Ausfluge mit Asylsuchenden aus dem Bundesasylzentrum, «Gartenprojekt» Einheimische und Menschen mit einem Flucht Hintergrund unterhalten Pflanztröge mit Gemüse zum eigenen Verbrauch und speziell für Frauen das Yoga-Projekt, in dem sie sich in einem geschützten Rahmen und unter fachkundiger Leitung sportlich betätigen können, lanciert.“