Viele Kinder getrennt lebender Eltern in der Schweiz leben multilokal, also abwechslungsweise beim einen und beim anderen Elternteil, so die Eidgenössische Kommission für Familienfragen EKFF in einer Mitteilung. Der Alltag dieser Familien, wo sie also auf Probleme stossen und was die Organisation ihres Familienarrangements unterstützen könnte, war demnach bisher kaum dokumentiert.
Eine aktuell veröffentlichte Studie über die Situation von Kindern und Eltern, die in verschiedenen Haushalten leben, zeige nun, dass das Wohlergehen der Kinder vor allem von der Beziehungsqualität und der Konfliktfähigkeit der Eltern abhänge und sich nicht vom Wohlergehen der Kinder von nicht getrennt lebenden Eltern unterscheide.
Familiensituationen nach einer Trennung oder Scheidung seien ein Schwerpunktthema der Eidgenössischen Kommission für Familienfragen EKFF. Das Marie Meierhofer Institut für das Kind, das Büro für arbeits- und sozialpolitische Studien BASS AG und Andrea Büchler vom rechtswissenschaftlichen Institut der Universität Zürich haben laut Mitteilung für die Studie insgesamt 2868 getrennt lebende Mütter und Väter sowie 244 Kinder befragt. Das Autorenteam zeige unter anderem auf, welche Umstände für ein multilokales Arrangement förderlich sind und welche sich nachteilig auswirken.
Ausgehend von den Resultaten der Studie habe die EKFF untersucht, welche Verbesserungen in Bezug auf den Rechtsrahmen und den Alltag die Familien bestmöglich unterstützen könnten. Die EKFF habe neun Empfehlungen an verschiedene Akteure und Akteurinnen formuliert. Aus Sicht der EKFF solle ein zeitgemässes Familienrecht unabhängig vom Status der Ehe definiert werden. Zudem solle in Patchworkfamilien die Betreuungsverantwortung auch durch Dritte wahrgenommen werden können. Ausserdem fordere die EKFF die Schulen und familienergänzenden Betreuungsstrukturen auf, mit beiden Elternteilen zu kommunizieren und verlange von den Gerichten und Behörden, das Partizipationsrecht der Kinder auch wirklich umzusetzen.
Die Resultate der Auswertung von 2’868 Antworten von getrennt lebenden Eltern in einer repräsentativen Befragung sowie 20 Fallstudien betroffener Familien verschafften einen breiten Überblick zur realen Alltagssituation von Familien mit Kindern, deren Eltern in unterschiedlichen Haushalten wohnen, zu Vorteilen und Herausforderungen ihrer Familienarrangements und retrospektiv auch zur Entwicklung und Veränderung der Arrangements im Laufe des Aufwachsens der Kinder, so die Kommission. Die Studie gehe auch den Gründen nach, wieso Kinder mit getrennt wohnenden Eltern in beiden Haushalten oder nur in einem lebten. Ferner gehe sie der Frage nach, wie sich eine alternierende Obhut oder ein Besuchsrecht und die gelebten Betreuungsarrangements entsprächen.