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Thurgauer Landeskirche veröffentlicht Orientierungshilfe zum begleiteten Suizid

Sep 3, 2019 | Archiv, Hospizarbeit und Palliative Care

Die Sterbehilfe-Debatte nicht unwidersprochen der Sterbe-Lobby überlassen: Die Evangelische Landeskirche im Thurgau positioniert sich mit der Publikation und Materialsammlung “Den Weg zu Ende gehen” zum assistierten Suizid.

Man blicke mit Sorge auf eine gesellschaftliche Entwicklung, die das geplante, vorzeitige Aus-dem-Leben-Scheiden als normale Option für das Lebensende akzeptiere, heisst es in einer Medienmitteilung. Die epochalen Veränderungen sollten sich nicht schleichend einnisten, die Sterbehilfe-Debatte nicht unwidersprochen der mächtigen Sterbe-Lobby überlassen werden und niemals dürfe ein gesellschaftlicher Erwartungsdruck zum Sterbeentscheid führen.

Für die Publikation “Den Weg zu Ende gehen. In der Begegnung mit dem Sterben Lebendigkeit erfahren” wurde unter der Leitung der Frauenfelder Fachärztin Christine Luginbühl ein breites Netzwerk von Fachleuten aus Medizin, Theologie, Psychologie, Gerontologie, Pflege und Recht aufgebaut, so die Landeskirche. Dank der Fachbeiträge und persönlichen Erfahrungsberichten von Familienangehörigen ermögliche das Buch eine fundierte, kritische Auseinandersetzung und lade zur differenzierten Betrachtung ein. Auch darüber, dass Selbstbestimmung am Lebensende weit mehr beinhalte als das enge Selbstbestimmungs-Verständnis, das dem assistierten Suizid zugrunde liege.

Selbstmord sei ein soziologisches Problem und bedeute immer ein Versagen von Gesellschaft und Kultur, wird Andreas Kruse zitiert. Der Professor und Leiter des Gerontologischen Instituts der Universität Heidelberg hielt den Festvortrag während der Vernissage des Buches am 30. August. Eine Gesellschaft, die dazu neige, das Leben voll zu kontrollieren, treibe verletzliche Menschen ins Abseits. Kruse habe schliesslich den hohen Wert palliativer Begleitung hervorgehoben. Eine hochentwickelte Palliativ- und Hospizkultur stelle ihr Handeln ganz in den Dienst der Freiheit des Menschen und helfe ihm und Angehörigen beim Loslassen, so Kruse.