Über 108 Millionen Vertriebene weltweit im Jahr 2022

15. Jun 2023

Durch den Krieg in der Ukraine, aber auch Konflikte in anderen Ländern, zum Teil verstärkt durch klimabedingte Faktoren, waren im vergangenen Jahr mit 108 Millionen mehr Menschen als je zuvor aus ihrer Heimat vertrieben.

Das geht aus dem jährlichen Bericht zu Flucht und Vertreibung hervor, den das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR am Mittwoch vorgelegt hat. UNHCR fordert darin sofortige gemeinsame Massnahmen gegen die Ursachen und Auswirkungen von Vertreibung.

Dem Bericht zufolge waren Ende vergangenen Jahres 108,4 Millionen Menschen durch Krieg, Verfolgung, Gewalt und Menschenrechtsverletzungen vertrieben. Das sind 19,1 Millionen Menschen mehr als im Jahr zuvor, so das Hilfswerk in einer Medienmitteilung.

Der Trend bei der weltweiten Vertreibung zeige in diesem Jahr keine Anzeichen einer Verlangsamung. Der Konflikt im Sudan habe neue Fluchtbewegungen ausgelöst und die Gesamtzahl der Vertriebenen damit bis Mai auf schätzungsweise 110 Millionen ansteigen lassen, so die Mitteilung weiter.

Von der Gesamtzahl der 108,4 Millionen Vertriebenen im vergangenen Jahr waren laut Mitteilung 35,3 Millionen Flüchtlinge, also Menschen, die eine internationale Grenze überquert haben, um Sicherheit zu suchen. Mit 62,5 Millionen Mensche war demnach ein noch grösserer Teil innerhalb ihrer Heimatländer aufgrund von Konflikten und Gewalt vertrieben.

Der Krieg in der Ukraine sei der grösste Faktor im Jahr 2022, so das Hilfswerk. Die Zahl der Flüchtlinge aus der Ukraine stieg laut Mitteilung innerhalb eines Jahres von 27.300 auf 5,7 Millionen Ende 2022 – die schnellste Entwicklung einer Flüchtlingssituation seit dem Zweiten Weltkrieg.

Die Zahlen bestätigen laut Mitteilung auch, dass die meisten Vertriebenen in Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen und nicht in den wohlhabenden Staaten Schutz gefunden haben. Auf die 46 am wenigsten wirtschaftlich entwickelten Länder entfallen demnach zwar nicht einmal 1,3 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts, dennoch haben sie mehr als 20 Prozent aller Flüchtlinge aufgenommen. Die Gelder für die zahlreichen Notsituationen und die Unterstützung der Aufnahmeländer blieben im vergangenen Jahr weit hinter dem Notwendigen zurück und fliessen auch 2023 trotz steigendem Bedarf nur schleppend, so das UNHCR.

Während die Gesamtzahl der Vertriebenen weiter ansteige, zeige der Bericht aber auch, dass Flüchtlinge nicht zum Exil verdammt seien, so die Mitteilung weiter. Immer wieder könnten viele freiwillig und sicher nach Hause zurückkehren und machten das auch. Im Jahr 2022 kehrten demnach mehr als 339.000 Flüchtlinge in 38 Länder heim. Das seien zwar weniger als im Vorjahr, es gäbe aber bedeutende freiwillige Rückkehrbewegungen in den Südsudan, nach Syrien, Kamerun und Côte d’Ivoire. Gleichzeitig seien im vergangenen Jahr 5,7 Millionen Binnenvertriebene zurück in ihre Heimat gekehrt, vor allem in Äthiopien, Myanmar, Syrien, Mosambik und der Demokratischen Republik Kongo.