Unzureichende Betreuung unbegleiteter Jugendlicher in den Bundesasylzentren

26. Apr 2023

Die Nationale Kommission zur Verhütung von Folter hat verschiedene Bundesasylzentren besucht. Die Kommission ist besorgt über die ungenügende Betreuung von unbegleiteten asylsuchenden Jugendlichen, so eine Medienmitteilung.

Die Situation in den Bundesasylzentren habe sich im vergangenen Jahr stark verändert, so die Kommission. Einerseits seien ab Februar 2022 Schutzsuchende aus der Ukraine in grosser Zahl in die Schweiz gekommen, andererseits seien zahlreiche unbegleitete, mehrheitlich männliche asylsuchende Jugendliche aus Afghanistan in der Schweiz eingetroffen.

Diese Entwicklungen wirkten sich insbesondere auf die Betreuung und Unterbringung der unbegleiteten Jugendlichen aus, so die Mitteilung weiter. Die Mitarbeitenden kümmerten sich vorrangig um die praktischen Aspekte der Unterbringung der unbegleiteten männlichen Jugendlichen und konzentrierten sich auf besonders akute Situationen.

Die Betreuungsteams hätten das System der individuellen Betreuung der Jugendlichen durch sozialpädagogische Mitarbeitende als Bezugspersonen jedoch nicht mehr aufrechterhalten können. Stattdessen gäbe es tagesverantwortliche sozialpädagogische Mitarbeitende, die zusammen mit Betreuungsmitarbeitenden zeitweise bis zu hundert Jugendliche zu betreuen hätten. Unbegleitete asylsuchende Mädchen sind in den Bundesasylzentren deutlich in der Unterzahl. Ihre spezifischen Bedürfnisse gingen in der Überzahl der männlichen unbegleiteten Jugendlichen oft unter, so die Kommission.

Nach Beurteilung der Kommission sind die Betreuungsteams derzeit nicht mehr in der Lage, eine persönliche und kontinuierliche Begleitung der unbegleiteten asylsuchenden Jugendlichen zu gewährleisten. Diese Zustände seien nicht mit der UNO-Kinderrechtskonvention vereinbar. Sie verletzten das übergeordnete Interesse des Kindes und das Recht der unbegleiteten Jugendlichen auf Ruhe und Freizeit sowie auf Spiel und altersgemässe aktive Erholung.

Die Kinderrechtskonvention müsse vollumfänglich umgesetzt und das bestehende Betreuungssystem für unbegleitete asylsuchende Jugendliche zu überprüft und angepasst werden, um auch bei hohen Zahlen eine professionelle und kontinuierliche Betreuung aller Jugendlichen zu gewährleisten, so die Mitteilung. Die Umsetzung dieser Empfehlung erfordere entsprechende Ressourcen. Hier stünden auch die politischen Akteure, insbesondere Bundesrat und Parlament, in der Verantwortung. Dies erscheine umso wichtiger, als sich bis auf weiteres keine Änderung der Situation abzeichne.