Bodensee-Friedensweg nach einem Jahr Krieg Russlands gegen die Ukraine

17. Apr 2023

Mehr als 600 Menschen wanderten in einem Sternmarsch des Bodensee-Friedensweges ins Schweizerische Heiden, so die Veranstaltenden in einer Medienmitteilung. Eigentliches Thema war der Klimawandel, doch habe der Krieg Russlands gegen die Ukraine die Veranstaltung überschattet.

Nach zwei coronabedingten Unterbrüchen in den Jahren 2020 und 2021 fand der traditionelle länderübergreifende Bodensee-Friedensweg nach dem letzten Jahr im österreichischen Bregenz turnusgemäss in der Schweiz, im appenzellischen Dunant-Dorf Heiden statt, so die Mitteilung. Mehr als 600 Menschen wanderten dabei in einem Sternmarsch von Grub, Wolfhalden und dem Bahnhof Heiden zum Dunant-Museum, wo die dort stationierte Peace Bell aus Nagasaki im Gedenken an die zerstörerische Wirkung der Atomwaffen geläutet wurde.

Auch am diesjährigen Friedensweg habe der andauernde Krieg Russlands gegen die Ukraine und die damit zusammengebrochene europäische Friedensordnung die Kundgebung überschattet. So sei am Gespräch zum Abschluss der Kundgebung das eigentliche Thema des Klimawandels ausgelassen worden.

So habe Laurent Goetschel, Direktor der Schweizerischen Friedensstiftung Swisspeace in Basel, die rechtliche Stellung der Schweizer Neutralität ausgeführt und darauf hingewiesen, dass dies ursprünglich nur das Recht auf Nicht-Teilnahme an militärischen Konflikten durch Drittstaaten bedeutet habe. Gleichzeitig gebe es keine gesellschaftliche Gesinnungsneutralität, zitiert die Meldung Goetschel. Es müsse umseo mehr Partei ergriffen werden, weil man militärisch nicht involviert sei. So seien etwa nicht-militärische Sanktionen gegen kriegerische Angreifer völlig legitim. Die Schweiz müsse alles dafür tun, das humanitäre Völkerrecht zu verteidigen.

Transparente und Forderungen an der Kundgebung riefen laut Mitteilung zur andauernden Solidarität mit der Ukraine auf, setzten sich für einen sofortigen Stillstand der Waffen ein und für entsprechende Friedensverhandlungen, die allerdings noch keinerlei Anzeichen auf der Seite der russischen Besatzungstruppen erkennen liessen, so die Mitteilung. Trotzdem bestehe die Hoffnung, dass an den nächstjährigen Ostern über den Wiederaufbau und nicht die Zerstörung der Ukraine diskutiert werden müsse und schon gar darauf, dass die militärische Eskalation nicht ausarte.

Nachdem sich die Menschheit lange Zeit mit der vorgeblichen Abschreckungswirkung der Atomwaffen mehr oder weniger abgefunden hatte, habe Putins offene Drohung mit dem Einsatz von sogenannten taktischen Atomwaffen im Krieg gegen die Ukraine und deren angekündigte Stationierung in Belarus unmissverständlich in Erinnerung gerufen, dass Atomwaffen keineswegs nur der Abschreckung, sondern als Erpressung in konventionellen Kriegen diene, so die Mitteilung weiter. Die Forderung nach einer weltweiten atomaren Abrüstung sei deshalb dringlicher denn je, der bisher unterlassene Beitritt Deutschlands und der Schweiz zum UNO-Atomwaffenverbotsvertrag sei beiden Ländern schon lange kritisiert worden und am Friedensweg vehement gefordert.

Der internationale Bodensee-Friedensweg sieht sich laut Mitteilung in der Tradition der europäischen Ostermärsche, die von der pazifistischen Anti-Atombewegung in England in den 1960erJahren ausgingen. Er sei die grösste Veranstaltung der Friedensbewegung am Bodensee und werde seit annähernd 40 Jahren am Ostermontag in einer wechselnden Stadt der schweizer, österreichischen oder deutschen Bodenseeregion ausgetragen. Der BFW werde von einer länderübergreifenden sogenannten Spurgruppe organisiert und von ca. 100 Organisationen aus politischen, menschenrechtlichen, kirchlichen und pazifistischen Kreisen aus den drei beteiligten Ländern getragen. Der nächste Friedensweg findet am 1. Aprli 2023 in Friedrichshafen statt.

Bild:  © Bodensee-Friedensweg.