EKS veröffentlicht Positionspapier zur Bankenkrise

18. Apr 2023

Too big to fail-Regelungen funktionieren im Krisenfall nicht, so die Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz EKS zur jüngsten Bankenkrise. Banken seien auf das Vertrauen der Menschen angewiesen, die ihr Geld anlegen. Ein konstruktiver Umgang mit der Krise fordere auf, sich als Beteiligte, nicht als Opfer zu verhalten.

Die jüngste Bankenkrise rund um die Credit Suisse beschäftigt nicht nur die Finanzwelt, sondern auch Politik und Zivilgesellschaft. Der Rat der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz EKS positioniert sich entlang zehn einschlägiger Fragen rund um die Bankenkrise. Neben der Schuldfrage oder dem Gerechtigkeitsthema, die nun überall verhandelt werden, nimmt er auch die theologisch-spirituelle Dimension der Problematik auf, heisst es in einer Medienmitteilung zur Position.

Aus evangelisch-reformierter Perspektive stelle die Wirtschaft ein wichtiges Lebensmittel dar, das möglichst vielen Menschen auf ihnen angemessene Weise dienen solle, so die EKS. Krisen, wie die Bankenkrise 2008 oder der Untergang der CS in den vergangenen Wochen, gäben Anlass, grundsätzlich über unsere Art des Wirtschaftens nachzudenken.

Manches davon bedürfe keiner besonderen geistlichen Perspektive, so die EKS weiter. Das Anliegen, die Krise zu verstehen oder die Frage, ob und allenfalls welche Regulierungen jetzt nottäten und welche Rolle der Staat darin einnehmen solle, seien nicht von einem spezifisch religiösen Zugang abhängig.

Nach dem Zusammenbruch der Credit Suisse sei offensichtlich, dass die bestehenden Regulierungen einen Bankencrash nicht verhindern könnten, so die EKS. Die “Too big to fail” – Regelungen funktionierten im Krisenfall nicht. Dabei seien Banken und die Wirtschaft allgemein auf eine Ressource angewiesen, die sie selbst nicht hervorbingen könnten: das Vertrauen der Menschen, die Verträge schliessen, Handel treiben, ihr Geld anlegen und in Unternehmen investieren, so die Position.

Moralisch fragwürdig seien Risiken, die weder seriös überblickt und abgewogen noch deren Konsequenzen tatsächlich getragen werden können, so die EKS weiter. Unkalkulierbare Risiken konfrontierten die Gesellschaft mit einer unakzeptablen Situation. So sei die Gesellschaft entweder insgesamt gefährdet oder sie werde genötigt, für die Schäden zu haften, die der rechtlichen Verpflichtung und der demokratischen Legitimation entbehrten.

Wenn Banken die Sicherheiten für ihre Kundinnen und Kunden, Anlegerinnen und Anleger nicht selbst, sondern über Staatsgarantien – also durch Steuergelder der Bürgerinnen und Bürger – garantierten, dürfe die Lohnpolitik der Banken nicht von den berechtigten Interessen derjenigen abgekoppelt werden, die im Ernstfall die Sicherheitsleistungen erbringen müssten, so die Position der EKS. Es brauche eine Diskussion über die relative Begrenzung der höchsten Vergütungen und die Grenzen der Lohnschere in staatlich gesicherten Unternehmen. In einer Studie zur Finanzkrise von 2008 hat der damalige Schweize- rische Evangelische Kirchenbund ein Verhältnis von 1:40 zwischen Maximal- und Minimallohn vorgeschlagen.

“Krisen sind keine Tatsachen in der Welt, sondern Deutungen von der Welt”, so die EKS zur Frage, was aus der Bankenkrise folge. Und die Aufmerksamkeit sei global sehr unterschiedlich verteilt. Krisen führten die Ambivalenz und Mehrdeutigkeit der Welt vor Augen, sie sich gegen eindeutige Antworten sträube. Deshalb wäre es irrational, nach der einen vernünftigen Lösung zu suchen, so die EKS. Auch habe die Personalisierung von Verantwortung lediglich symbolische Bedeutung. Sie spiele mit der Illusion, dass die Indentifikation der Täterinnen und Täter die Tat aus der Welt schaffen würde. “Diesen Irrtum teilt die Klima- mit der Bankenkrise”, so die Position.

Ein konstruktiver Umgang mit Krisen bestehe dagegen darin, sie als Spiegel zu begreifen. Die Krise fordere auf, uns nicht wie Beobachterinnen und Beobachter und Opfer unerwünschter Ereignisse und Verhältnisse, sondern als Beteiligte und Akteurinnen wie Akteure zu verhalten.

Bereits 2010 hatte der Schweizerische Evangelische Kirchenbund, Vorläufer der EKS, eine Studie zu den damaligen Wirtschafts- und Finanzkrisen unter dem Titel “Gereichtes Haushalten und faires Spiel” veröffentlicht.