Geflüchtete “nicht als Aktennummern betrachten”

23. Dez 2022

Der Selbstmord eines jungen Afghanen, der in Abschiebungshaft sass, nehmen die Genfer Kantonalkirchen zum Anlass, das Umsetzung des Abschiebewesen infrage zu stellen.

Man habe das Gefühl, dass die Würde der Menschen im Rahmen von Abschiebungsverfahren nicht ausreichend anerkannt und respektiert werde, so die Reformierte, Christkatholische und Katholische Kirchen in Genf in einer gemeinsamen Mitteilung. Die tägliche Präsenz bei Asylsuchenden sowie Migrantinnen und Migranten veranlasse zu dieser Stellungnahme.

Man hinterfrage die Umsetzung des Asyl- und Ausländergesetzes im Kanton, heisst es weiter. Einige strenge, wenn nicht sogar brutale Ausschaffungen stellten die Menschenwürde in Frage, sowohl derjenigen, die sie erlitten, als auch derjenigen, die sie ausführen müssten. Die Tragödie, die sich am 30. November mit dem Selbstmord von Alireza, einem jungen Afghanen in Ausbildung ereignet habe, habe das Ausmaß entmenschlichender Situationen offenbart.

Geflüchtete dürften nicht als Aktennummern betrachtet werden, sondern als vollwertige Menschen, die mit Menschlichkeit begleitet werden müssten. Würden Auslegung und Anwendung von Gesetzen unmenschlich, müssten sie sich weiterentwickeln, so die Kirchen. Rolle und Aufgabe der Kirchen genauso wie der Politik sowie der Zivilgesellschaft seie es, das Gemeinwohl in Richtung mehr Respektes für die Menschen und deren Würde zu entwickeln. Genf müsse ein Ort der Gastfreundschaft bleiben.

Man sei sich der Tatsache bewusst, dass sowohl die betroffenen staatlichen Stellen als auch die Kirchengemeinden und viele Bürgerinnen und Bürger große Anstrengungen unternähmen, schutzbedürftige Menschen aufzunehmen. Dafür sei man dankbar, so die Kirchen. Der Einsatz für diese schutzsuchenden Menschen sei eine grundlegende Aufgabe, die von der Zivilgesellschaft und den christlichen Kirchen anerkannt werde.