HEKS fordert sichere Fluchtwege für Flüchtlinge aus Afghanistan

16. Aug 2023

Angesichts der weitreichenden Verfolgung und der immensen Zahl der Betroffenen fordert HEKS von Bundesrat und Parlament, dass die Schweiz ihre humanitäre Verantwortung wahrnimmt und sichere und legale Fluchtwege für verfolgte Afghaninnen und Afghanen schafft, so die Organisation.

Laut dem Länderbericht von Amnesty International haben in Afghanistan die Einschränkungen der Frauenrechte, der Medienfreiheit und des Rechts auf freie Meinungsäusserung 2022 exponentiell zugenommen, so das HEKS in einer Medienmitteilung. Frauen und Mädchen werden demnach von den Taliban aus dem öffentlichen Raum verbannt, ihre Rechte massiv eingeschränkt.

Afghaninnen und Afghanen, die gegen die Gesetze und die sozialen Normen der Taliban verstossen, werden willkürlich verhaftet, gefoltert und hingerichtet, so die Mitteilung weiter. Bestimmte Personengruppen und ihre Familienangehörigen seien besonders gefährdet, darunter ehemalige Regierungs- und Sicherheitsangestellte, Menschenrechtsaktivistinnen und -aktivisten, Journalistinnen und Journalisten, Personen, die mit westlichen Akteuren zusammengearbeitet hatten, Kulturschaffende und gewisse Minderheiten würden durch die Taliban gezielt verfolgt, bedroht und ermordet.

Angesichts der weitreichenden Verfolgung, der massiven Einschränkungen und Verletzungen von Grundrechten und der hohen Gefährdung auch in den Nachbarländern trage die Schweiz eine humanitäre Verantwortung gegenüber Afghaninnen und Afghanen in Not, so das HEKS. Die Schweiz könne und müsse mehr tun, um Afghaninnen und Afghanen zu schützen, die ohne Hilfe keine Möglichkeit hätten, in ein sicheres Land zu gelangen und dort Asyl zu beantragen.

HEKS appelliert deshalb an Bundesrat und Parlament, mehr sichere und legale Zugangswege für Afghaninnen und Afghanen zu schaffen, die von den Taliban verfolgt werden. Konkret fordert HEKS laut Mitteilung, die aktuelle zu restriktive Praxis bei der Erteilung humanitärer Visa anzupassen, die Verfahren für Familienzusammenführungen und humanitäre Visa zu beschleunigen und die administrativen Hürden zu senken, dem besonderen Schutzbedarf von Mädchen und Frauen Rechnung zu tragen, die Asylgesuche aller afghanischer Geflüchteter sorgfältig und individuell zu prüfen sowie das Resettlement-Programm so rasch wie möglich wieder aufzunehmen.

Auch Terre des hommes weist auf die schwierige Lage in Afghanistan hin. In keinem anderen Land der Welt würden die Rechte von Mädchen und Frauen so stark missachtet wie in Afghanistan, so die Organisation. Seit es im letzten Jahr erste Einschränkungen im Zugang zu Bildung gebe, schrumpfe ihr Platz im öffentlichen Leben stetig.

Mädchen dürfen demnach die Schule nur bis zur sechsten Klasse besuchen, mittlerweile gebe es Anzeichen, dass die Teilnahme am Unterricht bald nur noch bis zur dritten Klasse erlaubt sein werde. Das zerstöre nicht nur die Hoffnungen und Träume einer ganzen Generation, sondern wirke sich auch drastisch auf die psychische Gesundheit der Mädchen aus.

Wie es ausserdem ohne Ausbildungsmöglichkeiten später möglich sein solle, dass Frauen Berufe ausübten, die in Afghanistan traditionell nur von weiblichen Fachkräften besetzt werden dürften, wie beispielsweise Hebammen oder Lehrerinnen für Mädchenschulen, sei unklar.