Jede zwanzigste Person muss aus finanziellen Gründen verzichten

3. Mai 2023

448´000 Personen mussten 2021 in der Schweiz auf Güter, Dienstleistungen oder soziale Aktivitäten aus finanziellen Gründen verzichten, so das Bundesamt für Statistik. Die Armutsquote lag mit 8,7% fast auf vor-Covid-Niveau.

Die Quote der sogenannten materiellen und sozialen Deprivation ist eine Weiterentwicklung der bisher publizierten Quote der materiellen Entbehrung, so das Bundesamt in einer Mitteilung. Die Quote beschreibt den Anteil Personen, die aus finanziellen Gründen auf wichtige Güter, Dienstleistungen und soziale Aktivitäten verzichten müssen.

In der Schweiz lag sie 2021 mit 5,2 Prozent deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 11,9 Prozent, so das Bundesamt. Von den Nachbarländern wies nur Österreich mit 4,4 Prozent eine tiefere Quote auf. In Deutschland mit 9 Prozent, Italien mit 11,3 Prozent und Frankreich mit 11,4 Prozent lag sie dagegen deutlich höher. Am höchsten war die Quote der materiellen und sozialen Deprivation mit 34,5 Prozent in Rumänien, am tiefsten mit 3,5 Prozent in Schweden.

Die häufigste Art der Deprivation betraf in der Schweiz laut Mitteilung wie bis anhin die Unmöglichkeit, innerhalb eines Monats unerwartete Ausgaben von 2500 Franken begleichen zu können. Fast ein Fünftel der Bevölkerung lebte demnach in einem Haushalt, der dazu nicht in der Lage war.

Neu werden weitere Bereiche berücksichtigt, die Rückschlüsse auf die Möglichkeiten der sozialen Teilhabe zulassen. So mussten 7,9 Prozent der Bevölkerung aus finanziellen Gründen auf regelmässige kostenpflichtige Freizeitaktivitäten verzichten, 3,5 Prozent konnten sich nicht von Zeit zu Zeit neue Kleider kaufen, und 3,0 Prozent konnten es sich nicht leisten, mindestens einmal pro Monat Freunde oder Familie zum Essen oder Trinken zu treffen.

Im Jahr 2021 waren laut Bundesamt 8,7 Prozent der Bevölkerung oder rund 745 000 Personen in der Schweiz einkommensarm. Die Armutsquote war damit fast gleich hoch wie vor der Covid-19-Pandemie, so die Mitteilung. Wie in den Vorjahren sind demnach ausländische Personen, Alleinlebende, Personen in Einelternhaushalten, Personen ohne nachobligatorische Ausbildung und Personen in Haushalten ohne Arbeitsmarktteilnahme besonders häufig von Einkommensarmut betroffen.