Neue Studie skizziert Wertewandel zu ökozentrischem Weltbild

19. Apr 2024

Bioökonomie ist die Wirtschaftsform der Zukunft, sagt das Gottlieb Duttweiler Institut in einer aktuellen Studie. Biologie werde Wirtschaftsprozesse nachhaltig verändern. Auch zeige sich ein Trend zur Gleichstellung aller Lebewesen.

Die Biologie wird zur Schlüsseltechnologie der nächsten Jahrzehnte, so das Gottlieb Duttweiler Institut in einer Medienmitteilung. Sie verändere die Strukturen und Prozesse der Wirtschaft nachhaltig. Die Bioökonomie als neue Wirtschaftsform entstehe, so die neue Studie «Das Zeitalter der Biologie – Wie sich die Beziehung zwischen Mensch, Natur und Technik verändert».

Eine repräsentative Befragung in der Schweiz im Rahmen der Studie bestätige auch einen Wertewandel von einem auf den Mensch zentrierten zu einem ökozentrischen Weltbild, so die Mitteilung weiter. Es zeige sich ein Trend zur Gleichstellung aller Lebewesen und eine zunehmende Anerkennung der Natur als integraler Bestandteil des menschlichen Lebens.

Wir stehen heute an der Schwelle von einer industriellen zu einer biobasierten Wirtschaft, so die Studie weiter. Das langfristige Ziel der Bioökonomie sei eine Kreislaufwirtschaft mit biobasierten Herstellungsprozessen und nachwachsenden Materialien. Technologische Durchbrüche wie der Einsatz von Bakterien zur Zersetzung von Plastikabfällen und die Speicherung von digitalen Daten in Pflanzen-DNA stünden exemplarisch für diesen Fortschritt.

Die Ergebnisse einer Umfrage weisen laut Mitteilung auf einen Wertewandel von einem anthropozentrischen zu einem ökozentrischen Weltbild hin. Die Mehrheit der Befragten (90 %) empfindet demnach eine starke Verbindung zur Natur, unabhängig von Alter, Geschlecht und Bildung. Die grosse Mehrheit (94,7 %) der Befragten stimmt die Naturzerstörung traurig und hält die Natur um ihrer selbst willen schützenswert.

Fast die Hälfte der Befragten (46,4 %) möchte die Natur vor menschlichen Eingriffen schützen und lehnt die Erschliessung neuer, bisher ungenutzter Flächen ab. Nur rund ein Zehntel empfindet die Bewahrung von unberührter Natur als naiv. Die meisten Befragten (45,9 %) lehnen den Einsatz von Wissenschaft und Technologie zur Kontrolle und Optimierung der Natur ab. Im Kontrast dazu steht die deutliche Zustimmung (68,7 %) für neue Entwicklungen auf Basis von Mikroorganismen.

Die Einstellung der Schweizer Bevölkerung zur Biotechnologie und zur synthetischen Biologie sei jedoch von Vorsicht und einem Bewusstsein für potenzielle Risiken geprägt, so das Gottlieb Duttweiler Institut. Die Umfrageergebnisse zeigten einerseits, dass biotechnologische Anwendungen zur Reparatur von Umweltschäden und Gesundheitsproblemen mehrheitlich unterstützt würden. Die Hälfte der Befragten halte den Einsatz von Biotechnologie jedoch für riskant, besonders im Hinblick auf Missbrauch oder Unfälle.

Die These von der Trennung zwischen Menschen, Natur und Technik lasse sich nicht halten, so das Institut weiter. Im Zeitalter der Biotechnologie könnten Maschinen zu Organismen werden und vice versa. Die Natur inspiriere neue Produktionsmethoden, bei denen organische Rohstoffe verwendet und Systeme gezüchtet statt programmiert würden.