Diakonie Österreich warnt: 207’000 Menschen mit Behinderungen in Österreich armutsgefährdet

2. Mai 2025

Neue Zahlen zeigen eine alarmierende soziale Schieflage, so die Diakonie. Verbesserungen in der Sozialhilfe und Existenzsicherung sowie bei Barrierefreiheit und Bildung seien dringend notwendig.

82’000 Menschen mit Behinderungen leben laut Diakonie in „erheblicher sozialer Deprivation und Ausgrenzung“, insgesamt seien 207’000 armutsgefährdet. Die am 29. April veröffentlichte Pressemeldung stützt sich auf aktuelle Daten der Statistik Austria und zeichnet ein Bild struktureller Benachteiligung, das nach Ansicht der Hilfsorganisation rasche politische Gegenmassnahmen erfordert.

Besonders drastisch beschreibt Diakonie‑Direktorin Maria Katharina Moser die Situation jener, die auf Sozialhilfe angewiesen sind. Betroffene könnten gezwungen werden, ihre Eltern auf Unterhalt zu verklagen, selbst wenn sie längst erwachsen seien. «Erwachsene Menschen mit Behinderungen ihr Leben lang als Kinder zu behandeln und sozial nicht abzusichern, ist nicht nur beschämend, sondern widerspricht klar der UN‑Behindertenrechtskonvention», mahnt Moser und fordert ein Ende dieser Praxis sowie eine Reform der Existenzsicherung.

Die finanziellen Belastungen sind vielfältig: 77’000 Betroffene können ihre Wohnung nicht ausreichend heizen, 160’000 leben in überbelegten Verhältnissen und 161’000 sind mit Zahlungen im Rückstand. «Kein Wunder», betont Moser, denn Menschen mit Behinderungen hätten «zahlreiche Mehrausgaben von Hilfsmitteln, Mobilitätskosten, Wohnadaptierungen bis Medikamenten» zu stemmen. Die Diakonie verlangt deshalb höhere Leistungen in der Sozialhilfe, eine bundesweit einheitliche Regelung für behinderungsbedingte Mehrkosten und einen raschen Ausbau barrierefreier Infrastruktur.

Ein weiterer Schwerpunkt der Pressemeldung ist das Bildungssystem. Die neuen Statistik‑Austria‑Zahlen belegten, dass der soziale Status der Eltern weiterhin entscheidend für den Schulerfolg ihrer Kinder sei – auch bei Kindern mit Behinderungen. Schlechte Ausstattung von Schulen in sozial benachteiligten Regionen treffe auf beengte Wohnsituationen, ein halbtägiges Schulmodell und ein teures Nachhilfesystem, «das auf wenig Einkommen trifft», so die Diakonie. Hinzu kämen Vorurteile, die Leistungs­erwartungen und damit tatsächliche Ergebnisse minderten. Gute Bildung und ganztägige, inklusiv ausgestattete Schulen seien daher zentrale Bausteine zur Armutsprävention.

Angesichts der alarmierenden Zahlen fordert die Diakonie ein umfassendes Massnahmenpaket: eine armutsfeste Sozialhilfe ohne Rückgriff auf elterliche Unterhaltsverpflichtungen, Zuschüsse für behinderungsbedingte Mehrkosten, mehr leistbaren barrierefreien Wohnraum sowie gezielte Investitionen in inklusive Bildungseinrichtungen. Nur so lasse sich verhindern, dass Hunderttausende Menschen mit Behinderungen weiter in Armut oder deren unmittelbarer Gefahr leben, mahnt Moser – und erinnert daran, dass die Umsetzung der UN‑Behindertenrechtskonvention eine staatliche Verpflichtung und keine freiwillige Gefälligkeit sei.