Da die Bevölkerung Europas immer älter wird, steigt die Nachfrage nach Langzeitpflegedienstleistungen deutlich an, während das Angebot an Pflegekräften in den letzten zehn Jahren stagniert hat, so Eurodiaconia in einer Medienmitteilung. Die Zahl der Menschen im Alter von 65 Jahren und darüber wird in den nächsten 30 Jahren voraussichtlich um 41 % steigen (von 92,1 Millionen im Jahr 2020 auf 130,2 Millionen im Jahr 2050), während die Zahl der Menschen im Alter von 80 Jahren und darüber voraussichtlich sogar um 88 % steigen wird (von 26,06 Millionen im Jahr 2020 auf 49,9 Millionen im Jahr 2050, so die Mitteilung.
Der Altenquotient werde daher den Projektionen zufolge erheblich ansteigen, und zwar von 32 im Jahr 2020 auf 52 im Jahr 2050 – ein Anstieg von mehr als 62 %. Obwohl viele ältere Menschen gesünder lebten, werde mit dem Älterwerden der Bedarf an Pflegedienstleistungen wahrscheinlicher, so die Mitteilung. Von den über 65-Jährigen seien zudem 47,8 % beeinträchtigt, wodurch der Bedarf an Unterstützung steige.
Darüber hinaus verzeichneten die Eurodiaconia-Mitglieder weiterhin einen Anstieg der Zahl älterer Menschen mit Demenz, während die Zahl der familiären und informellen Pflegekräfte aufgrund veränderter familiärer und gesellschaftlicher Strukturen abnehme. So nähmen mehr Frauen, die in der Vergangenheit die Last der unbezahlten Pflegearbeit getragen hätten, verstärkt am Arbeitsmarkt teil.
Die Eurodiaconia-Mitglieder stehen laut Mitteilung weiterhin vor massiven Herausforderungen bei der Einstellung und Bindung qualifizierter Arbeitskräfte im Langzeitpflegesektor. Dies sei zum Teil auf die chronische Unterfinanzierung, schwierige Arbeitsbedingungen, relativ niedrige Gehälter und das Fehlen einer klaren beruflichen Entwicklung zurückzuführen. Hinzu komme, dass die öffentliche Finanzierung weiter zurückgehe.
Gegenwärtig seien in ganz Europa fast die Hälfte der älteren Menschen mit Pflegebedarf durch öffentlich finanzierte Langzeitpflegesysteme von Armut bedroht, insbesondere diejenigen mit schwerem Pflegebedarf und geringem Einkommen. Die aus eigener Tasche zu zahlenden Kosten machten in den OECD-Ländern durchschnittlich 70 % des mittleren Einkommens einer älteren Person aus, so Eurodiaconia.
Am Internationalen Tag der Pflege und Unterstützung fordert Eurodiaconia die vollständige Umsetzung der Empfehlung des Rates über den Zugang zu hochwertiger Langzeitpflege. Dazu müssten die Regierungen in ganz Europa angemessene Mittel bereitstellen, um qualitativ hochwertige und erschwingliche Langzeitpflegedienste für alle Menschen, die sie benötigen, zu gewährleisten.
Auch müssten die Regierungen in angemessene Ressourcen und Unterstützung für informelle und familiäre Pflegekräfte investieren, z. B. in Form von Informationen über ihre Rechte, Subventionen, Beratung und Schulung, Unterstützung durch Gruppen, qualitativ hochwertige Entlastungsdienste, angemessenen Schutz, z. B. durch eine Krankenversicherung, und Erstattung der anfallenden Kosten, so Eurodiaconia.